Zentrale Landsport Gemeinschaft Atzendorf e.V.

 
  
 


   

 

 

Porträt der Woche

 

aus Staßfurter Volksstimme vom 12.11.2011:

„Schwere Beine in den letzten 20 Minuten“
Fußball Phillip Voigtländer und Michael Gehrke von der ZLG Atzendorf im „Porträt der Woche“
Von Norbert Wulf


Am Sonnabend und Sonntag jeweils 90 Minuten Fußball: Für Michael Gehrke und Phillip Voigtländer von der ZLG Atzendorf sieht so ein ganz normales Wochenende aus.

Atzendorf. Die Fußballer Phillip Voigtländer und Michael Gehrke sind bei der ersten Männer-Mannschaft der ZLG Atzendorf aktiv. Beide besitzen ein Zweitspielrecht.
Das erlaubt ihnen, auch für die A-Jugend des SV 09 Staßfurt aufzulaufen.
Michael ist ruhig und zurückhaltend. Im August dieses Jahres hat er in Staßfurt eine Lehre zum Wirtschaftsassistenten begonnen und absolviert dort gleichzeitig seinen erweiterten Real-Schulabschluss.„Davor habe ich lange beim Hecklinger SV gespielt, wie mein Vater und Großvater auch“, erzählt Michael. In der vergangenen
Saison nahm er mit der A-Jugend seines alten Vereins in der Hinrunde noch am Spielbetrieb teil. In der Rückrunde löste sich die Mannschaft aufgrund Spielermangels auf: „Ich
wollte unbedingt weiter spielen.“
Phillip erlernte das Fußballspielen in der F-Jugend der ZLG. Bis auf eine Unterbrechung von drei Jahren bei der TSG Unseburg-Tarthun war er immer für diesen Verein am Ball. Auch in Unseburg kam keine A-Jugend zustande. Über einen Freund, der bei der zweiten Mannschaft von Atzendorf spielt, kehrte er zurück zu seinen Anfängen. Die Anfrage vom Zweitspielrecht für die A-Jugend kam von Gerd Stachowski, dem Jugendleiter beim SV 09 Staßfurt.

Seitdem sehen die Wochenenden der beiden wie folgt aus: Sonnabend steht das Spiel mit der Männer-Mannschaft der ZLG in der Landesklasse II auf dem Plan. Am Sonntag geht es dann zur A-Jugend des SV 09 in die Verbandsliga. Ob sich Ermüdungserscheinungen breit machen? „Nein“, sagt Michael, „die Doppelbelastung macht mir nichts aus. Ich habe einfach nur Spaß am Fußball.“ Vereinskollege Phillip,
der im defensiven Mittelfeld zuhause ist, gibt etwas anderes zu Protokoll: „Die letzten 20 Minuten am Sonntag merkt man schon. Da werden die Beine dann ein bisschen schwerer.“ Ein Blick zu Michael – der schüttelt mit dem Kopf. Phillip kennt die Ursache dafür: „Der steht ja vorne auch nur rum und läuft nicht mal halb so viel wie ich.“ Michael nimmt die leichte Kritik mit einem Lächeln hin.

Michael ist gelernter Stürmer, „aber ich kann auch im Mittelfeld eingesetzt werden“, erzählt
Phillip. Erst vor ein paar Wochen schoss Michael nach seiner Einwechslung gegen den Blankenburger FV den 4:1-Entstand für die ZLG. Sein erstes Tor im Männerbereich. Bei den A-Junioren ist er neben Kai Hänsch mit fünf Treffern Führender der internen Torjäger-Liste.
Phillip dagegen zählt zum Stamm bei den Atzendorfern. Er geht noch zur Schule, besucht
die zwölfte Klasse des Schiller-Gymnasiums in Calbe. Nächstes Jahr im Mai stehen die Abitur-Prüfungen an. Phillip gibt sich zuversichtlich, was diese Hürde angeht. Wie auf dem Platz erledigt er seine Aufgaben gewissenhaft und gründlich. Er ist im Gegensatz zu Michael der Gesprächigere und Offenere.
Unter der Woche trainieren beide zweimal in Atzendorf. Als
die beiden Jüngsten im Team heißt es für sie: Bälle aufpumpen, Kegel schleppen, Tore tragen. „Das ist kein Problem und macht uns nichts aus. So ist das halt in der Hierarchie“, sagt Phillip und Michael nickt. In der A-Jugend des SV 09 sieht das ganz anders aus. Dort sind sie die Führungsspieler, die die Mannschaft mitreißen. Phillip verbal und Michael mit seinen Toren.

Michael und Phillip sind immer doppelt im Einsatz. Foto: Norbert Wulf

 

aus Staßfurter Volksstimme vom 30.10.2010:

Das Porträt der Woche: Fußballer Marcus Brüggemann von der ZLG Atzendorf

  Zeit, etwas Neues zu wagen
  Von Sandra Arm

Marcus Brüggemann betritt gut gelaunt die Sportlerklause, er bestellt Malzbier. Nach außen wirkt der 25-Jährige eigentlich wie immer – ruhig und gelassen. Das könnte sich heute ändern, denn der Verteidiger der Landesklasse-Fußballer der ZLG Atzendorf steht vor seinem Abschiedsspiel. Es soll kein Abschied für immer sein, sondern nur für viereinhalb Monate, in denen der Zeitsoldat der Bundeswehr in Afghanistan stationiert ist.     

Atzendorf. In den vergangenen Tagen hat sich Brüggemann mehr durch die Trainingseinheiten gequält, als diese zu genießen. „Mich hat die Grippe erwischt, ich lag mit Fieber im Bett“, sagte er mit heiserer Stimme. Sein Abschiedsspiel will er sich dennoch nicht entgehen lassen.
Dafür schluckt er täglich „Medikamente ohne Ende“, um heute fit auf dem Platz zu stehen. Ob dann mit oder ohne Kapitänsbinde, diese Entscheidung steht noch aus, da Stefan Rock nach seiner Bauchmuskelzerrung wieder einsatzfähig ist. Brüggemann trug die Binde bereits zweimal. Einmal in der vergangenen Saison und zuletzt vor drei Wochen in der Partie gegen den BSV 79 Magdeburg. Die Entscheidung für Brüggemann als Kapitän fiel Bernhard Knoll aus dem Trainergespann mit Steffen Grohe nicht schwer. „Marcus ist sehr zuverlässig, hat zudem das nötige Engagement. Er ist in der Lage, andere mitzureißen und klare Anweisungen zu geben.“ Für Marcus ist die Binde eigentlich nicht so wichtig, viel mehr ist es die Mannschaft, mit der er heute wieder drei Punkte anvisiert. Diese wird er neben seiner Familie und seinen Freunden wohl am meisten vermissen.
Noch bleiben Brüggemann sieben Tage in der Heimat. Diese nutzt er natürlich sehr ausgiebig, um sich mit seinen Freunden zu treffen, bevor er am Freitag, 5. November, um 12.30 Uhr in den Airbus der
  Bundeswehr in Berlin-Tegel steigt und abhebt. Brüggemann verrät, dass er noch nie geflogen ist. Aufgeregt vor seinem ersten Flug ist er allerdings nicht. „Ich werde sehen, was kommt“, sagt er cool. Der in Burg stationierte Zeitsoldat meldete sich vor zwölf Monaten freiwillig für diesen Einsatz. Der Reiz nach etwas Neuem war bei ihm groß, saß doch der gelernte KfZ-Mechaniker in den vergangenen zwei Jahren nur hinter dem Schreibtisch, füllte Formulare oder Instandsetzungsaufträge aus. „Die Büroarbeit ist nicht mein Ding“, stellte er nach kurzer Zeit fest.  
Nun kann er also wieder als Mechaniker tätig werden. „Ich wollte mich beruflich verändern“, erklärt er seine Entscheidung. Die Aufregung hält sich bei ihm noch in Grenzen. Er wird gut vorbereitet in den fast fünfmonatigen Einsatz gehen. In den vergangenen Wochen war er nämlich mehr in anderen Kasernen unterwegs, reiste beispielweise zu Lehrgängen nach Darmstadt und
Aachen. Einige Arztbesuche standen ebenfalls an. In seiner Wohnung in Atzendorf war er daher nur selten anzutreffen.     
Oft sah man ihn auch nur am Wochenende auf dem Fußballplatz, wenn die ZLG ein Punktspiel bestritt. Der Fußball bedeutet ihm sehr viel. Die Leidenschaft begann vor 20 Jahren. „Ein Freund aus dem Kindergarten hat selbst Fußball gespielt und mich einfach zum Training mitgenommen.“ Dann war es auch um Brüggemann geschehen, der zunächst zwei Jahre bei der ZLG kickte. Durch den Umzug seiner Eltern nach Staßfurt schloss er sich dem SV 09 an, durchlief alle Nachwuchsabteilungen. Seinen größten Erfolg errang der ausgebildete Libero mit der A-Jugend, die nach der Saison 2002/03 den Aufstieg in die Verbandsliga schaffte. Der damals 16-Jährige hatte nur Fußball im Kopf, sogar auf dem
  Weg zur Schule wurde eine Runde gekickt. „Es gab für mich nichts anderes.“ Brüggemann schaffte den Sprung in die erste Mannschaft, die in der Verbandsliga spielte. Doch vor drei Jahren sehnte er sich nach Veränderung, heuerte wieder bei der ZLG an. „Das war die richtige Entscheidung.“   
Nun heißt es erneut Abschied nehmen. Knoll hätte „liebend gern darauf verzichtet, auch aus menschlichen Gründen“. Einen so starken Spieler, wie Brüggemann es ist, lässt er nur ungern ziehen. „Marcus ist für uns der kompletteste Spieler in dieser Klasse. Er hat sogar das Zeug eine Klasse höher zu spielen.“ Marcus Brüggemann steht also der emotionalste Moment noch bevor. „Wir haben uns noch eine kleine Überraschung für ihn überlegt“, verrät Knoll,
mehr aber auch nicht. Diese wird wohl nach dem Abpfiff folgen. Dann wird nicht nur er, sondern das gesamte Team, länger als sonst bei einem Glas Malzbier in der Sportlerklause zusammensitzen.  

  Marcus Brüggemann von der ZLG Atzendorf bestreitet heute sein Abschiedsspiel. Für den Zeitsoldaten der Bundeswehr geht es am kommenden Freitag für viereinhalb Monaten nach Afghanistan. Foto: Sandra Arm